Galapagos: Vulkan Sierra Negra – Mystische Wolken und Mondlandschaften
Auf der Insel Isabela waren zwei freie Tage eingeplant, an denen wir eigentlich tauchen wollten. Ausgerechnet an diesem Wochenende war das einzige Tauchschiff auf der Insel „im Service“ und es fanden bei keiner der Tauchbasen Ausflüge statt. Was nun? Zwei Tage auf der faulen Haut liegen geht in so einer wunderschönen Umgebung nicht!
Touranbieter gibt es auf der Insel – im Gegensatz zu Geldautomaten – fast wie Sand am Meer. Wenn man den Ausschreibungen glauben darf, ist ein Ausflug zum Vulkan Sierra Negra ein absolutes Muss. Wir buchten bei Tropical Adventure eine Tagestour zum Vulkan mit dem zweitgrössten Krater der Welt.

Der riesige Krater ist meist nur am Nachmittag wolkenfrei. Wir haben Glück und können die Weite bereits am Vormittag geniessen.
Facts
- Vulkan Sierra Negra auf der Insel Isabela, Galapagos
- Höhe: 1124 M.ü.M.
- Letzte Eruption: 22. Oktober 2005; er ist einer der aktivsten Vulkane auf den Galapagosinseln
- Dauer der Wanderung: ca. 6 Stunden
- Länge des Trails: 8 Kilometer (ob es hin und zurück oder nur hin acht Kilometer sind, habe ich nicht rausgefunden; streng war es auf jeden Fall!)
- Touranbieter: Tropical Adventures
Auf zum Vulkan Sierra Negra
Unsere Tour startete mit der Sammelfahrt durch Puerto Villamil. Durch grüne Landschaften und eine gut ausgebaute Strasse ging die Fahrt im voll beladenen Bus ins Hochland der Insel. Die Wolken hingen tief als wir uns auf dem breiten Wanderweg in Richtung Vulkan aufmachten. Unser Guide schärfte uns mehrmals ein, dass dies keine Privattour ist und wir zusammenbleiben müssen. Es konnte aber trotzdem jeder in seinem Tempo wandern, was super war!
Mystische Wolken
Während der Wanderung klart es auf und oben angekommen lässt mich der Blick in den Krater staunen. Bis anhin war ich der Meinung, dass alle Vulkane spitz zulaufen. Der Vulkan Sierra Negra ist ein sogenannter Schildvulkan mit einem 10 Kilometer breiten Krater und ist der zweitgrösste seiner Art. Der Ausblick ist mystisch. Die Wolken gleiten wie ein Wasserfall über den circa 100 Meter tiefen Kraterrand. Wir geniessen diese phantastische Aussicht. Die verschieden farbigen Lavagesteinsschichten lassen erahnen, dass der Vulkan aktiv ist und es immer wieder zu Ausbrüchen kommt. Unser Guide erzählt uns, dass der letzte Ausbruch vor 12 Jahren war. Die Lava bedroht die Insel aber nicht, da sie von der Ausbruchsstelle am Rand komplett in den grossen Krater fliesst.
Mondlandschaft um den Vulkan Chico
Unsere Wanderung führte dem Kraterrand entlang in Richtung Vulkan Chico. Wer denkt, hier sei die Wanderung zu ende, der irrt. Ein schmaler Weg schlängelte sich durch grün-braunes Gebüsch und endete in einer wahnsinnigen Mondlandschaft. Rotes, braunes, dunkles, helles Lavagestein breitet sich vor uns auf. Mitten drin der kleine Vulkan Chico.
„Ich weiss, ihr seid jetzt enttäuscht“, sagt der Guide, als wir auf den kleinen Vulkan schauten. Chico besticht nicht durch seine Grösse, sondern durch die Umgebung, in der er gebettet ist. Rundherum sind wunderschöne Gesteinsformationen zu sehen.
Über Stock und Stein führte uns die Wanderung an den Rand der Formation. Über den Norden der Insel Isabela blickten wir über eine weite Ebene und sahen auf die Nachbarinsel Fernandina, wo erst kürzlich der Vulkan ausgebrochen ist.
Steine, Kakteen und schmerzende Füsse
Nach einem kurzen Mittagslunch ging es denselben Weg zurück. Beeindruckend waren die bizarr gewachsenen Gesteinsbrocken, die kleinen Krater, die Lavatunnels, die leuchtenden und glitzernden Steine und die riesigen Kakteen, die zwischen all den Steinen hoch hinaufwachsen.
Eine aussergewöhnliche Wanderung, auf der ich hunderte Fotos hätten schiessen können. Da die Wanderung für mich aber kein Spaziergang war, lege ich die Kamera zurück in den Rucksack und konzentriere mich auf den Weg. Schon beim Hinweg dachte ich „da musst du dann wieder hoch“ und es stellte sich heraus, dass der Rückweg um einiges anstrengender war. Nicht nur die nicht enden wollende Steigung, auch die schmerzenden Füsse und der Durst nagten an der Motivation. Man hätte fast meinen können, ich sei das erste Mal auf einer Wanderung. Das nächste Mal werde ich ganz sicher an ein Cap denken und viel mehr Wasser mitbringen!
Auch wenn ich völlig kaputt am Ausgangspunkt ankam und keinen Schritt mehr gehen wollte, hat sich Ausflug gelohnt! Die Aussicht in den Krater und auf diese wunderbare Landschaft haben die Schmerzen wettgemacht. Und ich weiss jetzt definitiv, dass ich meine Wanderschuhe entsorgen und in Lima ein paar neue kaufen werde.